In fünfter Generation: 150 Jahre KÖSTER & BÖMCKE
Die KÖSTER & BÖMCKE Service GmbH.
Entwicklung und strategische Ausrichtung
von W. Hendrik Köster
Eigentlich wollte ich nie in das Unternehmen meines Vaters eintreten. Ich hatte die Firma, im entfernten Dortmunder Norden gelegen, als grau und mit seinen großen dunklen Hallen als Kind ein wenig unheimlich in Erinnerung. Hinzu kam, dass mein Vater nur sehr selten zuhause war, weil er immer in der Firma oder für seine vielen Ehrenämter unterwegs war. Er hat mir nicht zugeredet, die Firma einmal zu übernehmen; ganz im Gegenteil: Er sprach viel über die zunehmenden Anforderungen in der Chemiebranche. Auch die Kundenbeziehungen wurden nicht leichter, sondern eher anspruchsvoller. Vor allem das Geschäft mit den Kommunen wurde durch das aufkommende Ausschreibungswesen deutlich bürokratischer. So hatte sich mein Vater im Laufe der Jahre von einigen Geschäftsfeldern wie dem Mineralölgroßhandel und den Geschäften mit Farben und Lacken getrennt. Dazu gehörte auch die Schließung unserer Tankstelle, die die letzte konzernunabhängige Tankstelle in Dortmund war. Er hat das Unternehmen neu ausgerichtet und mit großem Erfolg das Geschäft mit Pflegemitteln für private und öffentliche Schwimmbäder ausgebaut, wozu neben dem Verkauf von entsprechenden Chemikalien auch der Handel mit technischen Geräten wie Unterwasser-Bodensaugern gehörte.
Besonders belastend habe ich die über Jahre andauernden innerfamiliären Streitigkeiten mit dem Bruder meines Vaters gut in Erinnerung, der Mitgesellschafter und Jurist in Düsseldorf war und keine tiefere Kenntnis des Geschäftes besaß. Er wollte zunehmend größeren Einfluss gewinnen und seine eigenen Kinder an der Firma teilhaben lassen. Ähnliches galt für das traditionsreiche Familienunternehmen mütterlicherseits, das in der Gasbranche tätig war und meiner Mutter mit ihren zwei Geschwistern gehörte. Auch hier gab es ein kompliziertes Nachfolgeproblem, weil meine Mutter zwei, meine Tante drei Kinder und mein Onkel keine Kinder haben. Sie haben sich schließlich selbst aus dem operativen Geschäft zurückgezogen, sich für eine externe Lösung entschieden und familienfremde Geschäftsführer eingestellt.
Es ist letztlich einem Zufall geschuldet, dass ich seit 2011 nach 10-jährigem Angestelltenverhältnis das Unternehmen KÖSTER & BÖMCKE in nunmehr 5. Generation als alleiniger geschäftsführender Gesellschafter leite. Nach meinem Schulabschluss mit der Fachhochschulreife habe ich zunächst beim Deutschen Roten Kreuz meinen Zivildienst absolviert. Dort bin ich zum Rettungssanitäter und später zum staatlich geprüften Rettungsassistenten ausgebildet worden. Bei der Freiwilligen Feuerwehr in Dortmund-Deusen habe ich zusätzlich noch eine feuerwehrtechnische Grundausbildung absolviert, denn mein Kindheitstraum war es, Feuerwehrmann zu werden. Aus einem ursprünglichen Pflichtjahr als Zivildienstleistender sind schließlich über 20 Jahre ehrenamtliche Tätigkeit beim Rettungsdienst der Stadt Dortmund geworden, die ich auch während meiner Berufsausbildung zum Industriekaufmann bei der Westfalen AG in Münster weiter ausgeübt habe. Im Jahr 2000 bin ich nach Dortmund zurückgekehrt und war zunächst in der Firma meines Onkels, einem Vertriebspartner der Westfalen AG, tätig.
Mein Traumberuf war es damals, Leiter der Feuerwehr Dortmund zu werden. Doch dazu benötigte man aber eine akademische Ausbildung. Ich habe mich deshalb um einen Studienplatz im Fach „Rescue Engineering“ beworben. Dieser neue Studiengang sollte ursprünglich im Sommersemester 2002 an der TH Köln neu eingerichtet werden, kam jedoch erst Jahre später zustande. Aus diesen Plänen wurde jedoch nichts, obwohl ich einen Studienplatz bekommen hatte. Mein Vater bat mich nämlich im November 2001, für etwa 4 Wochen als „Aushilfsfahrer“ in seiner Firma einzuspringen. Ich verfügte bereits zu diesem Zeitpunkt über sämtliche Qualifikationen, wie zum Beispiel den Besitz aller Gefahrguttransportführerscheine. Seinem Wunsch bin ich natürlich gern nachgekommen, um die Zeit bis zum Beginn des Sommersemesters zu überbrücken. Dies war ein wichtiger Wendepunkt in meinem Leben, denn mittlerweile hatte ich Spaß an der kaufmännischen Arbeit gefunden, bekam einen eigenen Schreibtisch und fühlte mich mit der Zeit sehr wohl bei KÖSTER & BÖMCKE. Am 21. November 2001 habe ich dann einen unbefristeten Arbeitsvertrag bei KÖSTER & BÖMCKE unterschrieben.
Ich habe dann eine Zusatzausbildung als Chemikalienkaufmann mit Erfolg abgelegt und die Qualifikation gemäß ChemVerbVO, den so genannten „Giftschein“, beim Verband Chemiehandel erworben. So wurde ich in der Firma auch Sicherheits- und Gefahrgutbeauftragter. Ich unterhalte seither sehr gute und persönliche Beziehungen zu sämtlichen Behörden und begann damit, unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fallweise auch unsere Kunden in der sicheren Anwendung unserer Produkte zu unterweisen. Darin erkannte ich eine lohnenswerte Entwicklungsmöglichkeit für das Unternehmen.
Ein neues Qualifikationsprofil bestimmte auch das Arbeitsfeld der Berufskraftfahrer, wo es nicht nur bei den Fahr-, Lenk- und Ruhezeiten zu starken gesetzlichen Veränderungen kam. Der Fahrer übernahm nämlich als Schaltstelle zwischen Lieferanten und Kunden immer verantwortungsvollere Aufgaben beim Be-, Ent- und Umladen und musste „vor Ort“ dem Kunden auch richtige Hinweise zur sachgerechten Einlagerung geben können. Allein bei der Ladungssicherung gab es einen erheblichen Qualifizierungsbedarf. Im Grunde genommen habe ich in dieser Phase schon die Grundlagen für ein neues Geschäftsfeld gelegt. Einerseits geht es um die sachgerechte Einweisung rund um das Handling der persönlichen Schutzausrüstung; anderseits haben wir begonnen, Schulungen und gesetzlich geforderte Unterweisungen durchzuführen. Als Nebeneffekt wurden auch die Kundenbindungen stärker ausgebaut.
Die Zeit, als mein Vater und ich gemeinsam das Unternehmen führten, war natürlich nicht immer konfliktfrei, aber aus der Rückschau für uns beide sehr lehrreich. Das mir noch fehlende Verständnis für die Gepflogenheiten der Chemiebranche konnte ich durch Fachwissen der Gesetze und Regelwerke ausgleichen. So konnten wir beide uns über Jahre hervorragend ergänzen. Im Jahre 2007 beschlossen wir dann gemeinsam die Neugründung der KÖSTER & BÖMCKE Service GmbH (KBS), eine Tochterfirma der KÖSTER & BÖMCKE GmbH & Co. KG. Damit wurden die Bereiche Arbeits- und Umweltschutz und das Geschäft mit Nichtchemikalien ausgegliedert. Das waren konkret der Handel mit Öl- und Chemikalienbindemitteln, das Streu- und Siedesalzgeschäft sowie die dazugehörigen Schulungen und Unterweisungen. Beide Firmen nutzten dasselbe Betriebsgelände, dasselbe Personal, dieselben Lagermöglichkeiten und denselben Fuhrpark in der Kanalstraße 43 im Dortmunder Hafen, was zu großen Synergieeffekten führte.
Der Generationenkonflikt mit meinem Vater spitze sich aber zu und erschien mir unüberwindbar. 2011 habe ich schließlich quasi „über Nacht“ den gemeinsamen Standort an der Kanalstraße verlassen und bin mit dem firmeneigenen LKW der KBS in die Eberstraße gezogen, wo ich bei „Null“ neu angefangen habe. Hinter diesem Konflikt standen aus meiner Sicht vor allem mangelnde Einsichten meines Vaters in die sich verändernden Erfordernisse des stationären Chemikalienhandels mit eigener Abfüllung sowie eigener Lager- und Transportlogistik. Nach der Trennung führte mein Vater den Chemikalienhandel bis zur Abwicklung der alten KÖSTER & BÖMCKE GmbH und Co. KG im Jahre 2016 fort, denn aufgrund der geringen Restlaufzeit des bestehenden Pachtvertrages war das traditionelle Geschäft an der Kanalstraße nicht mehr zukunftsfähig. Ihn trieb dabei auch das Wohlergehen der langjährig für uns tätigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Es war eine äußerst schwierige Aufgabe, die ihm schließlich gut gelang.
In der Folge wurde ich alleiniger Geschäftsführer der KBS. Nach dem Wechsel in die Eberstraße übertrug ich die Buchhaltung einer Steuerberatungsgesellschaft, um Personalkosten einzusparen. Im Jahr 2013 zog ich mit der Firma in die Hengsener Straße 10 nach Dortmund-Brackel auf ein eigenes Grundstück, welches ich von einem meiner damaligen Marktbegleiter käuflich erwerben konnte. Hier konnte ich mich jetzt frei entfalten. Die ohnehin guten Beziehungen zu sämtlichen Behörden konnte ich am neuen Standort weiter ausbauen. Die Feuerwehr gab zum Beispiel zielführende Hinweise zu vorbeugendem Brandschutz. Aber auch gute Kontakte zur Polizei, zum Ordnungsamt, zum Tiefbauamt oder zur Unteren Wasserbehörde waren wichtig, um neu entstehende Auflagen frühzeitig zu erkennen und in die Geschäftsprozesse zu integrieren.
Für mich war die gemeinsame Zeit an der Kanalstraße aus heutiger Sicht sehr gewinnbringend und lehrreich, vor allem die kontroversen Debatten mit meinem Vater haben mein Verständnis für die künftige strategische Ausrichtung von KBS stark geprägt. Eine wichtige Erkenntnis war die Notwendigkeit der Einführung eines Qualitätsmanagementsystems und die damit verbundenen Zertifizierungen. Seit 2010 ist die KBS in allen europäischen Grundnormen zertifiziert, also nach der DIN EN ISO 9001 (Qualitätsmanagement), der DIN EN ISO 14001 (Umweltschutzmanagement), der DIN EN ISO 28001 (Arbeitsschutzmanagement) und der DIN 45001 (Gesundheitsschutzmanagement). Wir haben noch heute dieselbe Zertifikatsnummer. Das heißt mit anderen Worten: Wir haben ohne Unterbrechung jedes Jahr ohne Beanstandung und Abweichung die strengen Prüfprozesse erfolgreich durchlaufen, und zwar immer mit der Note 1. Für 2023 ist die Zertifizierung nach der Akkreditierungs- und Zulassungsverordnung Arbeitsförderung (AZAV) vorgesehen. Diese Norm beschäftigt sich mit der Schulung und Unterweisung als Bildungsträger im Auftrag der Bundesagentur für Arbeit und des Jobcenters für Arbeitssuchende. Wir planen in diesem Zusammenhang umfangreiche Aus-, Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen, wozu wir eine eigene Gefahrgutschule gegründet haben, die zukünftig auch die von der Bundesagentur für Arbeit und des Jobcenters ausgegebenen Bildungsgutscheine entgegennimmt.
Die KBS ist heute in sechs Geschäftsfeldern tätig; dem Handel mit Öl- und Chemikalienbindemitteln, dem Handel von Streu- und Gewerbesiedesalzen, dem klassischen Chemikalienhandel ohne eigene Abfüllung, dem Mineralölhandel, dem Handel von Artikeln des Arbeits- und Umweltschutzes und dem Bereich Schulungen und Unterweisungen. Unser Jahresumsatz liegt aktuell bei knapp 2 Mio. €, der sich relativ gleichmäßig auf alle Geschäftsfelder verteilt. Ursprünglich wollte ich nur Ölbindemittel und Salze verkaufen. Die Zertifizierungsdefizite bei der alten KÖSTER & BÖMCKE GmbH & Co KG führten aber zu einer kuriosen Entwicklung. Obwohl ich eigentlich einen kompletten Schlussstrich unter das Kapitel Kanalstraße und das Chemikaliengeschäft ziehen wollte, wuchs die KBS durch besondere Umstände wieder in dieses Geschäftsfeld hinein. Mein Vater hatte nämlich Kunden wie zum Beispiel ThyssenKrupp, die von ihren Zulieferern eine Zertifizierung nach DIN 9001 verlangten. Er sprach mich also an, und bat mich in seinem Namen und mit seinem Lieferschein Natronlauge, Schwefelsäure, Chlorgas und Salzsäure für die Bochumer und Duisburger Werke auszuliefern. Er kaufte also Dienstleistungen bei mir ein, die ich entsprechend in Rechnung gestellt habe. Ich bin aus Respekt vor meinem Vater und der traditionsreichen Firma diese Kooperation eingegangen. Die KBS wurde quasi zu einem Speditionsdienstleister, der mit entsprechenden Lieferscheinen ausgestattet die Abwicklung des traditionellen Chemikalienhandels der KÖSTER & BÖMCKE GmbH & Co KG übernahm.
Dadurch habe ich den Kontakt mit den Endkunden nie verloren und wuchs ungewollt wieder in den klassischen Chemikalienhandel hinein. So entwickelten sich nicht nur zu ThyssenKrupp neue Geschäftsbeziehungen, sondern ich habe sukzessive den alten Kundenstamm von Köster & Bömcke zurückgewonnen, den mein Vater seit 2014 nach und nach veräußert hatte. Das Chlorgasgeschäft übernahm zum Beispiel der Großhändler Obermeier in Duisburg, das Laugengeschäft ging an einen Großhändler in Oldenburg. Hinter den unterm Strich hohen Tonnagen stand aber oftmals ein ausgedehntes Kleingeschäft: drei Kanister an das Hüttenhospital, vier Flaschen Chlorgas an das Hallenbad in Hacheney etc. Das konnten die Großhändler von Duisburg oder Oldenburg aus natürlich gar nicht leisten und überließen das Gros des traditionellen Kundenstammes der KBS.
Wir liefern heute die gesamte Bandbreite bei Säuren, Laugen und Lösemittel, vor allem Chlorlauge, Schwefelsäure, Natronlauge, Aceton und natürlich zur Pandemiezeit Isopropylalkohol als Desinfektionsmittel. Damit unterliegen wir auch der Störfallverordnung. Das klassische Abfüllgeschäft im eigenen Laden, das an der Kanalstraße noch aufrecht erhalten wurde, haben wir eingestellt, weil der Aufwand zu groß geworden ist. Das Abfüllen ist genehmigungspflichtig und unterliegt hohen Sicherheitsauflagen. Wenn jemand einen Liter Salzsäure kauft, muss ich ihn darüber hinaus im Umgang mit der Chemikalie belehren, beraten und ihm schriftliche Weisungen aushändigen. Dieser Aufwand steht in keinem Verhältnis zum Ertrag.
Ein weiteres Standbein ist der Großhandel mit Ölbindemitteln und Salzen. Wir halten mehr als zehn verschiedene Sorten an Salzen vor. Das bekannteste Produkt ist Streusalz, ein saisonales Produkt, das in der Regel aber nur in drei Monaten im Jahr nachgefragt wird. Hier sind wir mit einer Lagerkapazität von 500 t Marktführer in der Region. Darüber hinaus handeln wir mit Salzgranulat, Salztabletten, Siedegewerbesalz, Industriesalz, Viehsalz sowie hochfeinem pharmazeutischem Salz, das wir an die meisten Apotheken in der Region liefern. Salzprodukte von uns finden auch Anwendung in Großwäschereien sowie bei der Entfeuchtung von Klima- und Elektrolyseanlagen; Mr. Wash bezieht von uns Spezialsalz zur Wasserenthärtung der Waschanlagen. Wir liefern auch Speisesalz, zum Beispiel an die Fa. Givaudan, weltweiter Marktführer auf dem Gebiet Flavors und Fragrances, also Geschmacks- und Duftstoffe. In der deutschen Produktionsstätte in Dortmund werden Aromen und Lebensmittelzutaten für die Lebensmittelindustrie sowie Duftstoffe vor allem für die Parfüm- und Kosmetikindustrie hergestellt und vertrieben. Weitere wichtiger Kunden für Speisesalze sind die Rüther Gewürze GmbH in Holzwickede sowie Großküchen von Krankenhäusern.
Wir sind der größte Ölbindemittellieferant in NRW und betreuen alle Feuerwehren im Ruhrgebiet, und zwar rund um die Uhr an sieben Tagen in der Woche. Wir bilden die Landesreserve in NRW und sind entsprechend bei den Leitstellen im Gefahrenkataster hinterlegt. Wenn auf dem Rhein ein Tanker havariert, stehen wir bereit und bringen den Löschbooten vor Ort zeitnah die benötigten Ölschläuche oder Öltücher. Kurios war im Sommer des Jahres 2005 unser Einsatz im Bodelschwingher Schlossgraben, wo wir im Ruderboot den aus den lecken Heiztanks des Schlosses ausgetreten Ölfilm aufgesaugt haben. Die im Schlossgraben vorhandenen Seerosen haben wir einzeln mit einer Zahnbürste gereinigt und auf diese Weise gerettet.
Das Geschäft mit Ölbindemitteln ist aber stark rückläufig und ich wage die Prognose, dass wir in zehn Jahren dieses Geschäftsfeld komplett aufgegeben haben. Das Umweltbewusstsein wird weiter zunehmen und die Kontamination der Umwelt mit Öl auf ein Minimum zurück gehen. Das Geschäft mit dem Bergbau ist ja schon im Jahr 2018 mit dem Ende des Steinkohlebergbaus komplett weggebrochen. Dabei muss man wissen, dass sich unter Tage nicht weniger Unfälle ereigneten als über Tage. Wir hatten ein Patent auf Ölbindemittel, das aus Brandschutzgründen in antistatischen Papiermänteln verpackt war. Die Deutsche Steinkohle AG, die mittlerweile auf die RAG verschmolzen wurde, war ein Großkunde von uns. Aber auch in anderen Industriebereichen wie der Druckindustrie haben sich die Verhältnisse grundlegend gewandelt. Hier gab es bei den älteren Anlagen einen kontrollierten Ölverlust, dem wir mit der Anlage von Schutzwällen unter den Druckmaschinen begegnet sind. In der digitalen Welt wird hier kein Tropfen Öl mehr freigesetzt. Ähnliches gilt für die Kühlindustrie und für die Großbagger von O&K, Caterpillar oder Liebherr. Auch die Autowerkstätten sind heute blitzblank. Die zunehmende Elektromobilität wird auch das Auslaufen von größeren Ölmengen auf den Straßen infolge von Unfällen auf ein Minimum zurückführen. Die technischen Herausforderungen der Zukunft beziehen sich hier auf das rasche und effektive Löschen der hoch entzündlichen Elektromotoren und ihrer Akkumulatoren. Ein wichtiger Bereich wird der Gewässerschutz bleiben. Schon jetzt ist der Verkauf von Sicherheitswannen ein lukratives Geschäft. Auch das Salzgeschäft wird ein wichtiges Geschäftsfeld bleiben.
Meine strategischen Überlegungen auf die künftige Ausrichtung der KBS konzentrieren sich auf den Ausbau von Serviceleistungen und Schulungen. Wir führen schon heute von der IHK anerkannte Unterweisungen und Schulungen für alle Gefahrgutklassen bei Berufskraftfahrern durch; nicht nur für Tankwagen, sondern auch für den Transport und die sachgerechte Lagerung zum Beispiel von Sprengstoffen oder radioaktivem Gefahrgut. Bei uns kann man auch einen Gabelstaplerschein erwerben. Wir sind anerkannte Ausbildungsstätte der Berufsgenossenschaften im Bereich Atemschutz und Gefahrstoffunterweisung und berechtigt, entsprechende Zertifikate auszustellen, die das Siegel der Berufsgenossenschaft tragen, also auch einer Drittprüfung bestehen. Wir unterweisen aber nicht nur in die sachgerechte Anwendung von Atemschutzmasken, sondern wir besitzen auch 400 eigene Atemschutzmasken, die wir kostenlos verleihen. Erträge erzielen wir über die Schulungen hinaus auch aus dem Verkauf von entsprechenden Filtern und der halbjährlich anstehenden Reinigung der Masken.
Das Geschäftsfeld wollen wir sukzessive ausbauen und die Beratungstätigkeiten für den sachgerechten Umgang, die sichere Lagerung und möglichst gefährdungsarmen Transport von Chemikalien intensivieren. Es geht in diesem Zusammenhang auch um wichtige Fragen der Arbeitssicherheit wie die Beschriftung von Fluchtwegen oder die notwendige Anbringung von Feuerlöschern. Hier besteht ein hoher Beratungsbedarf und wir wollen helfen, diese Marktlücke zu schließen. Bislang bieten wir weitestgehend „Inhouse-Schulungen“ bei den Kunden an. Wir sind aber dabei, eigene Schulungsräume einzurichten, um unsere Schulungs- und Weiterbildungsangebote auszubauen. Diese Schulungsräume müssen von der IHK als Prüfungsräume abgenommen und anerkannt werden. Ein Schwerpunkt in der eigenen Gefahrgutschule wird neben der Gefahrstoff- und Gefahrgutunterweisung sowie der Berufskraftfahrerausbildung der Bereich Erste Hilfe bilden, denn es gibt einen stetig steigenden Bedarf an Ersthelferausbildungen. Aufgrund meiner ehrenamtlichen Prüfertätigkeit bei der IHK weiß ich auch, dass aufgrund der Altersstruktur in absehbarere Zeit ein massiver Dozentenmangel eintreten wird. Hier plane ich in Kooperation mit der IHK daran mitzuwirken, diese Lücken zu schließen. Auch die fachliche Ausbildung von Brandschutzhelfern ist bei uns möglich. Wir betreiben hierfür eigens eine eigene Feuerlösch-Simulationsanlage, mit der verschiedenste Brand-Szenarien täuschend echt nachgestellt werden können. Der ursprüngliche Berufswunsch Feuerwehrmann zu werden, wurde auf diesem Wege dann doch zumindest im kleinen Rahmen erfüllt. Eine kleine Erfolgsgeschichte.
Marktnähe, Einsatzbereitschaft und aktuelles Fachwissen werden auch nach 150 Jahren die Zukunft von KÖSTER & BÖMCKE in der 5. Generation bestimmen.
Handel und Tradition in der Region seit 1873!