Heute

Die fünfte Generation: Strategische Neuausrichtung

von W. Hendrik Köster

Eigentlich wollte ich nie in das Unternehmen meines Vaters eintreten. Ich hatte die Firma, im entfernten Dortmunder Norden gelegen, als grau und mit seinen großen dunklen Hallen als Kind ein wenig unheimlich in Erinnerung. Hinzu kam, dass mein Vater nur sehr selten zuhause war, weil er immer in der Firma oder für seine vielen Ehrenämter unterwegs war. Er hat mir nicht zugeredet, die Firma einmal zu übernehmen; ganz im Gegenteil: Er sprach viel über die zunehmenden Anforderungen in der Chemiebranche. Auch die Kundenbeziehungen wurden nicht leichter, sondern eher anspruchsvoller. Vor allem das Geschäft mit den Kommunen wurde durch das aufkommende Ausschreibungswesen deutlich bürokratischer. So hatte sich mein Vater im Laufe der Jahre von einigen Geschäftsfeldern wie dem Mineralölgroßhandel und den Geschäften mit Farben und Lacken getrennt. Dazu gehörte auch die Schließung unserer Tankstelle, die die letzte konzernunabhängige Tankstelle in Dortmund war. Er hat das Unternehmen neu ausgerichtet und mit großem Erfolg das Geschäft mit Pflegemitteln für private und öffentliche Schwimmbäder ausgebaut, wozu neben dem Verkauf von entsprechenden Chemikalien auch der Handel mit technischen Geräten wie Unterwasser-Bodensaugern gehörte.

1987

Umzug an die Kanalstraße und strategische Neuausrichtung

Nach intensiven Verhandlungen mit der Dortmunder Hafen AG gelang es, zusätzlich das südlich angrenzende Nachbargrundstück zu nutzen. Die Konzentration des gesamten Geschäftsbetriebes auf einen Standort war nur eine logische Konsequenz, zumal der zunehmende Autoverkehr „im neubelebten Dortmund zu einem erschreckenden Anwachsen der Parkraumnot“.

1957

Vom Kolonialwarenhandel zum Chemikalien- und Mineralölgroßhandel

„Unsere Abteilung Kolonialwaren-Großhandel ruht seit der Bombenvernichtung 1945“, teilte KÖSTER & BÖMCKE 1957 auf Anfrage der Dortmunder IHK mit. Nach der Währungsreform eröffnete das Einzelhandelsgeschäft in „neuen modernen Verkaufsräumen“ an der Karlstraße neu, wo von nun an auch wieder eine „Kraftstoff-Tankanlage“ betrieben wurde.

1944

Kriegszerstörung und Wiederaufbau

Der Alltag bei KÖSTER & BÖMCKE bestand in den letzten Kriegsjahren vor allem darin, Bombenschäden, soweit dies möglich war, zu beseitigen. Nach dem Brand des Geschäftshauses in der Karlstrasse mietete man sich zunächst bei der Aachen-Münchner Feuerversicherung im Hause der Wirtschaft Bierstade in der Betenstrasse ein. Nach dem schweren Bombenangriff am 23. und 24. Mai 1944 wurde das Ladengeschäft dann in eine Privatwohnung in der Kuhstrasse 10 verlegt.

1933

Köster & Bömcke unterm Hakenkreuz

Unmittelbar mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten begannen die wirtschaftlichen Kriegsvorbereitungen. „Arbeit und Brot“ hatte Hitler in einer Rundfunkrede gleich am 1. Februar 1933 versprochen. So widersprüchlich und letztlich konfus die wirtschaftspolitischen Vorstellungen innerhalb der NSDAP auch waren, die Parteiführung wusste um die hohe Bedeutung einer wie auch immer erfolgreichen Bewältigung der wirtschaftlichen Krisensymptome.

1924

1924: Der erste LKW wird angeschafft

KÖSTER & BÖMCKE verfügte zunächst über zwei Handkarren für innerstädtische Auslieferungen. Die Zechen, Brauereien und größeren Fabriken holten die Waren in der Regel durch eigene Fuhrwerke ab; die auswärtigen Transporte in die nähere Umgebung wie Lünen und Werne wurden über Speditionsunternehmen abgewickelt, während Transporte ins Münster-, Sieger-, Sauerland und in das übrige Westfalen sowie ins Rheinland durch die Bahn erfolgten.

1923

Im Schatten von politischen Wirren: 50 Jahre Köster & Bömcke

Das 50jährige Jubiläum im Jahr 1923 stand unter keinem guten Stern: Der Erste Weltkrieg und seine politischen Folgen hatten nicht nur dem industriellen Aufschwung im 19. Jahrhundert ein jähes Ende gesetzt, sondern auch zahllose Menschen sozial entwurzelt und in ihrem Hass auf die Weimarer Republik und ihre Repräsentanten radikalisiert.

1876, 1894 und 1899

Auf Expansionskurs: Geschäftserweiterungen 1876, 1894 und 1899

Schon drei Jahre nach der Geschäftseröffnung zog man 1876 vom Westenhellweg 45 in größere Räumlichkeiten an den Westenhellweg 72, bevor man 1894 einen Neubau in der Karlstrasse 3, heute Kolpingstraße, bezog. Ein besonderer Einschnitt war die Gründung des „Hafenlagers“.

Einstieg in den Chemikalien- und Mineralölhandel: Sortimentserweiterung vor dem Ersten Weltkrieg

Eine florierende regionale Wirtschaft sicherte KÖSTER & BÖMCKE glänzende Absatzmöglichkeiten vor allem in der Dortmunder Montanindustrie und in der Brauwirtschaft. Für das bergmännische Geleucht benötigte der Bergbau zunächst sog. Wetterlampenöl, das mit einer Handpumpe gemischt wurde. Daneben bezog der Bergbau von KÖSTER & BÖMCKE auch Wasserglas zum Staubabbinden.

1873

Die Gründung am 10. Oktober 1873: Das „Droguen-, Material- und Farbwaaren-Geschäft Köster & Bömcke“

Am 10. Oktober 1873 eröffneten Wilhelm Köster und Richard Bömcke am Dortmunder Westenhellweg 45 eine Kolonialwarenhandlung. Man verstand damals unter „Kolonialwaren, die aus den Tropen, besonders den europäischen Kolonien eingeführten Waren, wie Zucker (zum Unterschied von Rübenzucker auch Kolonialzucker genannt), Kaffee, Tee, Kakao, Gewürze, Reis, bisweilen auch Rohstoffe der Industrie, wie Baumwolle, Kautschuk, Farbhölzer sc.“ („Meyers Konversationslexikon“ von 1907)

17. Jahrhundert:
Die Ursprünge

Sowohl die Familie Köster als auch die Familie Bömcke haben ihre Wurzeln in der traditionellen Brauwirtschaft und waren auch als Bäcker und Gastwirte tätig. Beide Familien zählten zu den Honoratioren der Stadt. Die Familie Köster stammt aus Lünen, wo sie seit dem frühen 17. Jahrhundert urkundlich belegt ist.